Aufgeräumt

SMS von ungespeicherter Nummer: „Hey! Weißt du noch, wer ich bin?“ – „Tut mir leid, ich lerne keine Nummern auswendig.“… 10 Minuten später frage ich nach: „Wer bist du denn?“ Keine Antwort. Zwischenzeitlich hatte ich unter meinen Kontakten drei Nummern unter jeweils ? abgespeichert. Dann aber auch wegen Nichtsweiterpassiert gelöscht.

Whatsappnachricht von unbekannter Nummer ohne Bild. „Hallo. Wie geht’s dir?“ – „Wer ist denn da?“ – „Stefan.“ (Diesen Namen kann man auch durch Christian oder Andreas oder 100 andere Namen ersetzen.) – „Welcher Stefan?“ – „Wir beide hatten mal einen erotischen Kontakt.“ Super. Das hilft mir ungemein. „Welche Art erotischer Kontakt denn? Haben wir uns getroffen?“ – a) „Ja. Bei dir.“ Ich dreh gleich durch! „Und wann etwa war das, und wie haben wir uns kennen gelernt?“ – „Weiß ich nicht mehr.“ b) „Ich glaube nicht.“ – „Und woran lag es, dass es mit uns beiden nichts wurde?“ – „Weiß ich nicht mehr.“ Zwar hat dies einen gewissen Informationsgehalt, aber nicht genügend viel, als dass ich offen antworten könnte.

Nun. Ich hab‘ in der Vergangenheit immer mal Nummern gelöscht. Entweder, weil mir jemand echt krumm gekommen ist und ich mir sicher war, dass ich mit ihm ohnehin keinen Kontakt mehr würde haben wollen. Oder weil ganz viel Rumgeeiere stattgefunden hatte und ich es leid war, dass diese Nummer mir im Wege herum stand. In einigen wenigen Fällen habe ich diese Nummer dann in ein Adressbuch geschrieben. Alphabetisch sortiert, versteht sich.

SMS oder Whatsapp, hab ich vergessen. „Hallo, wer ist denn da?“ – „Wer ist denn DA?“ – „Markus. Und du bist Eva?“ Hm, du traust also deiner eigenen Namensspeicherung nicht. „Nein, bin ich nicht.“ – „Ich hab dich unter Eva gespeichert, weiß aber nicht mehr, wer du bist.“

Ja, das kann ich bestens nachvollziehen, Andreas, denn ich habe auch keinen Plan, wer du bist. Irgendwann schrieb ich mal einem unregelmäßigen Kontakt: „Hey, Kleiner, hast du Bock auf Schweinereien? Ja, nein, vielleicht.“ Er antwortete: Nein, du bist mir zu haarig! *tränenlachsmiley*“ Moment mal… Da hatte er mich unter dem Namen eines Sportkollegen abgespeichert und dies vergessen! Wir konnten das Missverständnis immerhin aufklären. Öfter allerdings enden diese Fragespiele im Schweigen und Nichtwissen.

Und neulich fragte mich mein Vermieter, ob ich per WA ein Foto des zu reparierenden Teils senden könnte. Ob ich denn noch seine Nummer hätte. Blätter…. scroll…. Stunden später… scroll…. Nein, hatte ich nicht mehr. Dies war der Auslöser dafür, meine lange und zugemüllte Kontaktliste auszumisten.

Da standen Namen, alter Falter, die ich nicht einmal zuordnen konnte! In manchen Fällen war ein Kürzel dahinter, so dass mir die Kontaktplattform auf die Sprünge half. Manchmal suchte ich parallel in Whatsapp unter „neuer Chat“, ob er denn ein Foto hat, das ich zuordnen kann. Das half ein paar Male, aber nicht immer. Viele Nummern hatte ich auch einfach nicht gelöscht aus Gründen wie „man weiß ja nie“, und das hat sich auch etliche Male gelohnt. Manche haben den Kontakt mit mir abgebrochen, und trotzdem behielt ich die Nummer, um mich an den Arsch zu erinnern. Aber wenn ich 3 Marios finde und keinen Plan habe, wer welcher ist, dann muss ich was tun. 5 Jahre und unterschiedliche Plattformen mit unterschiedlichen Motiven und Zielen haben da einiges zusammen kommen lassen.

Nun stecken 85 Nummern in einem Karteikasten. Numerisch sortiert von 0151 mit aufsteigender Rufnummer bis 0178… Lauter Nummern, von denen ich weiß, dass ich sie ohnehin nie wieder aktiv nutzen werde oder im dringenden Fall anders Kontakt mit ihnen aufnehmen könnte. Und das sind nur die, die ich aus den Kontakten auch gelöscht habe. Wenn mich JETZT jemand antickert: „Naaaa, rate mal, wer hier ist!“, dann blättere ich in dem Karteikasten und antworte „André, alte Säge! Dass du dich auch mal wieder melden würdest, hätte ich ja nicht gedacht!“ oder alternativ „Jörg. Hab ich nicht gesagt, du sollst dich verpissen?“

Und wehe, ich hab‘ mir die Arbeit umsonst gemacht.

Nackt philosophieren

So nannte er unser zweites Date. Er nannte es nicht „Salat und Lachs mit Rotwein“, auch nicht „Kuschelsex mit 69“, sondern eben „nackt philosophieren“. Das Hinterher war das, was uns beide wirklich befriedigte. Vertraut und entspannt über aktuelle politische Themen, die Ausbeutung der Natur und „die Erde hat Mensch“, den Kern von Weltreligionen, ob wir ein bisschen mehr Kommunismus brauchen könnten, unsere eigenen Beiträge für eine bessere Welt und Vieles mehr zu reden, zu erörtern und diskutieren und die eigenen Ansichten zu sortieren.

Ja, genau das ist es, was für mich guten Sex ergänzt: die Begegnung auf ganzer Linie. Meinen Körper zu ficken, das könnte wohl jeder schaffen. Mein Hirn zu ficken dagegen nicht.

Neues!

Ein Mann, der abgeht wie eine Rakete, wenn ich ihm die Nippel lecke, knabbere oder beiße… hui, das ist lustig, das macht Spaß! Er hat zwei Knöpfe, mit denen er von 0 auf 100 kommt, und die ich betätigen kann! Dieses Gefühl besonderer Macht gefällt mir.

Er ging auch vorher schon ab, nachdem wir uns auf meinem Sofa kennen lernten und er mir beichtete, dass er mit dem Alter und dem Wohnort gemogelt hatte, um von seinem beruflichen Umfeld nicht erkannt zu werden. Dafür habe ich VOLLSTES Verständnis. Und da ein Jahr mehr und 30 km weniger keinen unangenehmen Unterschied machten und wir schlichtweg kompatibel waren, ergriff er nach etlichen auf hohem Niveau gewechselten Worten die Initiative und küsste mich. Erst vorsichtig, dann fester. Vielleicht sollte ich dazu übergehen, das Sofa bei solchen ersten Dates auszuziehen und die Kondome unter den Wohnzimmertisch legen, denn es ist doch immer das gleiche: das Küssen wird wilder, Hände greifen in Haare (er hat Locken! ein Traum! als ich sein Foto das erste Mal sah, rief ich innerlich: fick mich!) Hände suchen sich den Weg unter Shirts, zwischen Beine, Oberteile werden dem anderen vom Körper gezogen, Gürtel geöffnet… ja, und dann wechsele ich doch ins Schlafzimmer.

Wobei, dieser Ortswechsel brachte noch eine heiße Dynamik in das Tun. Er zog sich auf dem Weg zum Schlafzimmer die Hose und die Socken aus, drückte mich dann an die Tür des offenen Zimmers, küsste weiter und fummelte mir dabei die Hose runter. Auf den letzten Zentimetern zog er sie mir aus und steckte gleich die Zunge in mich, während ihm gleichzeitig ein mhmmm entfuhr. Wieder zu mir hochkommend, leckte er mir über den ganzen Körper, küsste mich wieder fest und drückte mich dann auf das Bett, um sein Gesicht zwischen meinen Beinen zu vergraben. Gut so. Ich mag Männer, die Prioritäten dieser Art setzen. Er fingerte fix so kunstvoll, dass meine Bettdecke nass wurde (schon wieder *augenroll* Notiz an mich: bei ihm nächstes Mal gleich Gummilaken unterspannen) und er vor lauter Begeisterung nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf und der Schwanz standen, denn das hatte er bisher noch nicht live erlebt. Er wurde so wild, dass er auf mein „die Kondome sind da drin“ die Schublade gleich ganz aus der Kommode pfefferte und einfach nach dem nächstbesten griff. XL. Wär nicht nötig gewesen, funktionierte aber.

Es folgte ein kreatives Bugsieren meiner Beine mal hierhin und mal dorthin, damit er testen konnte, wie ich je nach Stellung und Winkel auf ihn reagierte. Ich reagierte fast ausnahmslos mit Freude und Lust, bis auf das Abstützen seiner Hände mit voller Kraft auf meinen Brüsten. Das dauerte aber nicht lange, wahrscheinlich brauchte er diesen Gegendruck nur am Ende, um mich und sich noch einmal heftig kommen zu lassen. Schweiß tropfte von der Stirn. Locken zersaust. Glückliche Gesichter. Meine rechte Brust zieren noch heute 2 definierte blaue Flecken.

Verschnaufpause. Gemeinsam feststellen, was für eine gute Idee es war, sich zu treffen. Gespräch über Dies und Das. Schweiß trocknen lassen. Dabei nebenbei den anderen Körper streicheln. Und hui, da entdeckte ich die Empfindlichkeit seiner Brustwarzen und -höfe. Welche auch auf dieser glatten Brust am sportlichen Körper sehr attraktiv aussehen und einladen, daran zu spielen. Er kommentierte, wie sehr er das möge, obwohl dies nicht nötig gewesen wäre, weil ich für den Effekt einen anderen Maßstab heranziehen konnte… Ich spielte mit Druck und Geschwindigkeit, mit Fingern, Lippen, Zunge und Zähnen. Holla die Waldfee: wenn mir jemand derart fest an den Nippeln beißen würde, würde ich stoppen wollen, er dagegen wollte noch mehr und erhielt mehr. Mit gleichzeitigem Handjob. Ein Teil landete auf seinem Bauch, der Rest an mir, so dass ich auch etwas zum Einmassieren hatte. Witzig und verrückt fand er das. Naja, nicht jeder 30-jährige ist eine Drecksau oder mag Dirty Talk. Bei ihm vermisste ich das nicht.

Vor Jahren traf ich schon einmal einen Mann, der ähnlich empfindlich war wie dieses Schnittchen. Er hieß sogar genauso. Und ich kenne noch einen Mann mit dem gleichen Namen, den ich aber seltener sehe. Bei nächsten Mal werde ich eine Theorie mal an ihm überprüfen. Zweite Aufgabe nach diesem Date: den etymologischen Unterschied zwischen „merkwürdig“ und „bemerkenswert“ herausfinden. Da waren wir uns nämlich trotz aller Gemeinsamkeiten über Wert und Gebrauch von Sprache nicht einig.